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Vernetzung |

KBV zieht 100-Tage-Bilanz zu eTerminservice

„Technisch einwandfrei und pünktlich haben Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) und die KBV die Terminservicestellen organisiert und eingerichtet. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit bleibt aber aktuell: Aus unserer Sicht werden diese Servicestellen nicht wirklich gebraucht“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen heute in Berlin.

 

In 100 Tagen sind etwas mehr als 19.000 Facharzt-Termine bundesweit vermittelt worden. Diese Zahl bezieht sich auf die elf KVen, die mit dem Webtool arbeiten, das von der KV Telematik GmbH (KVTG) entwickelt wurde. Dabei handelt es sich um ein Tochterunternehmen der KBV. Insgesamt dürfte die Zahl der vermittelten Termine geschätzt bei über 31.000 liegen (einschließlich der sechs KVen, die mit anderen Systemen arbeiten).

 

„Im Vergleich zu den jährlich mehr als 550 Millionen Behandlungsfällen und über einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten im ambulanten Sektor ist diese Anzahl sehr gering und beweist erneut, dass wir – objektiv betrachtet – insgesamt geringe Wartezeiten in Deutschland haben“, führte der KBV-Chef aus. Die gemeinsame Realisierung der Terminservicestellen durch KBV und KVen sei absolut professionell und reibungslos verlaufen. „Trotz eines knappen Zeitplans und zahlreicher Anforderungen konnten wir mit dem eTerminservice pünktlich eine hochwertige Lösung für die KVen bieten“, so Dr. Florian Fuhrmann, Geschäftsführer der KVTG.

 

„Die professionelle Umsetzung eines solch komplexen IT-Vorhabens durch KBV und KVen ist bemerkenswert“, sagte Gassen. „Verglichen mit anderen Großprojekten ist das längst nicht selbstverständlich.“ Auf Grundlage der frisch gezogenen Bilanz müsse nun gemeinsam mit den KVen darüber beraten werden, inwiefern der eTerminservice etwa hinsichtlich eines direkten Zugangs für Patienten weiterentwickelt werden könnte.

 

Zum 23. Januar 2016 hatte der Gesetzgeber die Einführung von Servicestellen zur Vermittlung dringender Facharzttermine durch die KVen gefordert. Die KVTG entwickelte dafür im Auftrag der KBV den eTerminservice, eine elektronische Plattform zur Verwaltung und Vermittlung der Termine. 

 

Auch der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) zieht eine Bilanz der ersten 100 Tage der  Terminservicestellen und kommt zu dem Ergebnis, dass die ANwendung läuft, aber kein echter Bedarf festzustellen sei.  "Der Betrieb der Terminservicestelle im Freistaat läuft im Großen und Ganzen reibungslos", erklärten die Vorstandsmitglieder Dr. Wolfgang Krombholz, Dr. Pedro Schmelz und Dr. Ilka Enger heute in München. "Doch die insgesamt geringe Inanspruchnahme durch die Patienten zeigt, dass es keinen Bedarf für diese neu geschaffene Einrichtung gibt", so das Resümee des KVB-Vorstands. Bis dato hat die Terminservicestelle in Bayern bereits Kosten in Höhe von rund 180.000 Euro verursacht, die aus dem Haushalt der KVB und damit letztendlich von allen in Bayern niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten zu begleichen sind. Dies entspricht Kosten in Höhe von rund 63 Euro pro vermitteltem Termin.

 

 

 

 

Seit dem Start der Terminservicestelle in Bayern waren bislang 2.835 Anrufe mit konkreten Terminanfragen zu verzeichnen. Allerdings erfüllten nur 940 von ihnen die Voraussetzungen für eine Terminvermittlung innerhalb von vier Wochen. Die Anruferzahlen gingen im Zeitverlauf zurück und haben sich auf einem niedrigen Niveau eingependelt. So haben sich im April nur noch 277 Anrufer mit einer als dringend gekennzeichneten Überweisung an die Servicestelle gewandt. Die am stärksten nachgefragten Facharztgruppen sind bislang Neurologen, Rheumatologen und Psychiater. Alle berechtigten Terminanfragen konnten innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Frist an niedergelassene Fachärzte aus den Regionen der Anrufer vermittelt werden.

 

"Im Vergleich zu 20 Millionen Behandlungsfällen pro Quartal ist die geringe Zahl der nachgefragten Termine und die durchweg gut funktionierende Weitervermittlung der Patienten an niedergelassene Ärzte der beste Beweis dafür, dass es die viel beschworene ,Zwei-Klassen-Medizin' in Bayern nicht gibt. Die kollegiale Zusammenarbeit zwischen den Haus- und Fachärzten vor Ort funktioniert einwandfrei, dafür an dieser Stelle unser herzlicher Dank. Ärgerlich ist es allerdings, wenn uns Kollegen aus der Praxis berichten, dass Termine über die Servicestelle vermittelt und diese dann von den Versicherten nicht wahrgenommen wurden. Und in vielen Fällen erfolgte nicht einmal eine Absage durch die Patienten - und das bei angeblich dringend behandlungsbedürftigen Beschwerden. So verschwenderisch mit den knappen Ressourcen im Gesundheitswesen umzugehen, ist nicht akzeptabel", so der KVB-Vorstand. Der Vorstand der KVB plant daher, umfassend zu evaluieren, ob die Patienten die vermittelten Termine auch wirklich wahrnehmen.

 

 

 

 

Quelle: KBV und KVB