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Zehn Jahre ORBIS-Anwendergruppe: "Keine Kuschelveranstaltung"

In Fürth bei Nürnberg fand am 3. und 4. Dezember 2009 ein Anwendertreffen der ORBIS-Anwendergruppe (OAG) statt. ORBIS ist das Krankenhausinformationssystem (KIS) von Agfa und mit rund 750 Installationen das meist genutzte KIS im deutschsprachigen Raum. An der Veranstaltung nahmen Klinikdirektoren, Verwaltungsleiter, Controller und IT-Leiter von über 100 Krankenhäusern teil. Kai Metelmann, ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der ORBIS Anwendergruppe e.V. und stellvertretender kaufmännischer Direktor des Wilhelmsburger Krankenhauses Groß-Sand in Hamburg, äußerte sich im Gespräch mit E-HEALTH-COM über die Anwendergruppe und ihr Verhältnis zu Agfa.

 

Die ORBIS-Anwendergruppe gibt es seit zehn Jahren. Erinnern Sie sich noch an die Anfänge?

Natürlich, ich gehörte ja zu den Gründungsmitgliedern. Wir waren 28 Häuser, die sich zusammengeschlossen hatten, um die Interessen der Krankenhäuser gegenüber dem Software-Anbieter, damals noch GWI, ein wenig zu kanalisieren.

 

Gab es einen konkreten Anlass für die Gründung der Anwendergruppe?

Viele ORBIS-Häuser waren ursprünglich Kunden der Firma MAI, die dann von GWI übernommen wurde. In der „MAI-Welt“ waren Arbeitskreise und Anwendertreffen gang und gäbe, allerdings nicht in dieser organisierten Form. Jedoch aufgrund der guten Erfahrungen, die wir damit gemacht haben, sagten wir uns, dass dies auch für die ORBIS-Anwender ein gutes Forum, auch gegenüber dem Software-Anbieter, sei.

 

Wie fällt Ihre Bilanz nach zehn Jahren aus?

Zurzeit zählt die ORBIS-Anwendergruppe 273 Mitglieder. Es handelt sich um Krankenhäuser in Deutschland, Österreich, Schweiz und Luxemburg. Die Zahl der Mitglieder steigt nur langsam, da der Markt durch Fusionen von Krankenhäusern, Abkündigungen von KIS-Systemen sowie Übernahmen von Software-Anbietern andauernd in Bewegung ist. Es ist auch nicht ganz einfach, neue Mitglieder zu rekrutieren, obwohl wir einen sehr geringen Jahresbeitrag haben. Zurzeit beträgt er 275 Euro zzgl. MWSt., aber auch das ist offenbar einigen Krankenhäusern zu viel.

 

Was bringt eine Mitgliedschaft in der ORBIS-Anwendergruppe?

Für Mitglieder sind unsere Veranstaltungen kostenlos. Sie erhalten Informationen zu verschiedenen Themen – nicht nur zu ORBIS - aus erster Hand. Wir bringen uns ein in die Weiterentwicklung unseres KIS und können wertvolle Kontakte knüpfen. Im vergangenen Jahr hatten wir übrigens 19 Anwendertreffen und Arbeitskreissitzungen.

 

Was passiert bei den Veranstaltungen?

Wir organisieren zum Beispiel mehrmals im Jahr zweitägige Anwendertreffen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Am ersten Tag referieren zum Beispiel in den von  Herrn Schmittner und mir geplanten und von mir organisierten Veranstaltungen jeweils hochkarätige Experten, etwa aus dem Bundesgesundheitsministerium, Krankenkassen, Verbänden, Politik und Unternehmensberatungen zum Schwerpunktthema. Am zweiten Tag kommt Agfa hinzu. Dann wird unverblümt geredet: Woran arbeitet das Unternehmen für uns, wie reagiert es auf dieses und jenes Problem, welche Lösungen bietet es an?  Manchmal ergibt sich aus der Diskussion ein brandaktuelles Thema, das zu einem neuen Arbeitskreis führt. In den Arbeitskreisen suchen Mitarbeiter von Agfa gemeinsam mit Spezialisten aus drei bis fünf Häusern nach einer Lösung.

 

Das Anwendertreffen ist demnach keine reine Kuschelveranstaltung mit Agfa?

Es ist überhaupt keine Kuschelveranstaltung, nur bei Partnerschaft auf Augenhöhe können sowohl Agfa als auch die KIS-Anwender profitieren. Wir sind unabhängig und legen Wert darauf, unsere Treffen aus den Mitgliedsbeiträgen zu finanzieren. 

 

Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Agfa und der ORBIS-Anwendergruppe charakterisieren?

Es ist ein Geben und Nehmen. Der Software-Anbieter lebt ja von den Anwendern. Praktiker haben den Durchblick des Marktbedarfes und wissen, wo der Schuh drückt. So kann Agfa frühzeitig darauf reagieren. Das verschafft dem Unternehmen einen Vorsprung vor der Konkurrenz. Agfa kann dadurch ganz anders im Markt auftreten und seine Position festigen. Das stärkt wiederum uns als Anwender und sichert das Produkt.

 

Sie arbeiten aber sehr eng mit Agfa zusammen?

Das ist richtig. Wir halten aus rein praktischen Gründen unsere Vorstandssitzungen bei Agfa in Bonn ab. Dadurch haben wir Zugriff auf die speziellen Ressourcen des Herstellers. Bei Bedarf kann so der zuständige Produktmanager an unserer Sitzung teilnehmen oder schnell hinzugezogen werden. Im Vorstand der OAG sitzt übrigens auch ein Vertreter von Agfa, der allerdings kein Stimmrecht hat.

 

Wie schätzen Sie Ihren Einfluss auf Agfa ein?

Unser Einfluss ist dann groß, wenn unser Anliegen für Agfa von strategischer Bedeutung ist. Es gibt aber auch Bereiche, da geht es beim Global Player um rein börsenorientierte Aspekte, die mit unserer Auffassung differieren können.

 

Erinnern Sie sich an ein besonderes Erfolgserlebnis?

Wir haben - damals noch an die Adresse von GWI - moniert, dass es mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen Probleme gibt und dass  der Softwarehersteller ein entsprechendes Instrument entwickeln muss. Es kam zur Bildung eines Arbeitskreises, in dem wir unsere Vorstellungen einbringen konnten. ORBIS war damals das erste KIS am Markt, das eine geeignete Lösung hatte.