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Stefan Kapferer: "Von auf Eis legen kann keine Rede sein"

Die Einführung der elektronische Gesundheitskarte kam durch das Moratorium der neuen Bundesregierung mal wieder ins Stocken. Und schon begannen erneut die Diskussionen darüber, ob das das Aus für die Karte bedeutet. Stefan Kapferer, der neuen Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit erklärt in Interview mit E-HEALTH-PRAXIS, dass es mit der elektronischen Gesundheitskarte weitergeht - gemeinsam mit den Ärzten.

 

 

Mit Ihrem Moratorium haben Sie das Projekt elektronische Gesundheitskarte weitgehend auf Eis gelegt. Ist das Ihr letztes Wort?

 

Von "auf Eis legen" kann keine Rede sein. Wir haben klargestellt, dass wir mit dem aktuellen Rollout in Nordrhein kein Problem haben. Wir sorgen uns um die sensiblen medizinischen Daten und um die geht es hier noch gar nicht. Deshalb kann die Selbstverwaltung in Nordrhein die von ihr beschlossene Planung unbeeinträchtigt umsetzen. Nach den aktuellen Zahlen sind dort zur Zeit 66 % der Arztpraxen, 89 % der Zahnärzte und 92 % der Krankenhäuser mit Lesegeräten ausgestattet. Damit zeigt sich, dass sich das Projekt gemeinsam verwirklichen lässt, wenn man schrittweise vorgeht und die Ärzteschaft mitnimmt.

Die Kosten, die bisher in die Telematikinfrastruktur gesteckt wurden, können nicht amortisiert werden, wenn das System keine Mehrwertdienste wie elektronisches Rezept, elektronische Patientenakte etc. nutzt. Muss man die Investitionen also abschreiben?

 

Auf keinen Fall, denn allein die Einführung der fälschungssicheren Karte mit dem Foto des Versicherten wird dazu beitragen, den Leistungsmissbrauch einzudämmen. Was weitere Funktionen betrifft, müssen wir die Ergebnisse der Tests zur Kenntnis nehmen. Es müssen Lösungen erarbeitet werden, die ihre Praxistauglichkeit, ihren Nutzen für die Patientinnen und Patienten und natürlich die Einhaltung der hohen Datenschutzanforderungen in den Testverfahren eindeutig nachgewiesen haben. Alles andere wären Fehlentwicklungen und das würde dann wirklich zu Investitionsruinen führen. Jetzt geht es darum, dass die Testergebnisse ernst genommen und im Hinblick auf die Praktikabilität optimiert werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist das elektronische Rezept.. Das, was bisher erprobt wurde, war einfach viel zu kompliziert und lässt sich so nicht in den ärztlichen Alltag integrieren. Die Konsequenz bedeutet: Zurück auf die Werkbank, bis etwas Praktikables entwickelt wird, das sich dann in der Praxis bewähren muss.

 

Was erwartet den niedergelassenen Arzt? Bleibt für ihn jetzt alles beim
Alten?

 

Um Akzeptanz bei Versicherten sowie Ärztinnen und Ärzten zu gewinnen, müssen Praxistauglichkeit und Sicherheit der Anwendungen stärker in den Fokus rücken. Insofern spielt die frühe Einbeziehung der Ärztinnen und Ärzte in den weiteren Tests eine wichtige Rolle. Die Ärztinnen und Ärzte können sich also darauf verlassen, dass Lösungen erarbeitet werden, die stärker auf die Abläufe in den Arztpraxen eingehen. Technik darf nicht zum Selbstzweck werden. Technik kann nur ein Hilfswerkzeug sein, das Ärztinnen und Ärzte bei der täglichen Arbeit unterstützt. Wer das nicht berücksichtigt, wird an der Akzeptanz der Nutzer scheitern. Deshalb werden wir von solchen nicht praktikablen Lösungen die Finger lassen.