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Vernetzung |

Startschuss für ePatientenakten-Projekt für Flüchtlinge und Asylbewerber in Ingolstadt gefallen

© momius

2015 haben mehr als eine Million Menschen aus Krisenregionen in Deutschland Sicherheit und Schutz gesucht. Zur persönlichen Sicherheit jedes Einzelnen gehört in Deutschland auch eine angemessene medizinische Versorgung. Die Behandlung von Flüchtlingen gestaltet sich jedoch aufgrund von bürokratischen Hindernissen oft problematisch. Die elektronische Patientenakte für Flüchtlinge und Asylbewerber soll nun den behandelnden Ärzten alle relevanten medizinischen Informationen zur Verfügung stellen. Der Startschuss für das Projekt ist in den vier Ankunfts- und Rückführungseinrichtungen in Ingolstadt und Umgebung im Oktober 2016 gefallen.

 

In Ingolstadt gibt es in der Ärzteschaft eine große Motivation und Bereitschaft, sich für Asylbewerber zu engagieren. Die Asylbewerber erhalten im Laufe des Asylanerkennungsverfahrens eine medizinische Versorgung. Um meldepflichtige Krankheiten wie z. B. Tuberkulose ausschließen zu können, werden dabei auch medizinische Untersuchungen durchgeführt. Die erhobenen Daten werden bisher jedoch nicht zentral dokumentiert und meist nicht an die weiterbehandelnden Ärzte in den späteren Unterbringungen oder an sonstige involvierte Behandlungseinrichtungen weitergeleitet. Insbesondere wenn der Patient der deutschen Sprache nicht mächtig ist, fehlen somit oft wichtige, für eine erfolgreiche Behandlung benötigte Details zur Krankengeschichte. Dies bedeutet, dass ggf. alle Voruntersuchungen nochmals durchgeführt werden müssen. Hinzu kommt die Gefahr, dass der weiterbehandelnde Arzt eine eventuell vorliegende meldepflichtige Krankheit erst im Nachhinein erkennt, auch wenn diese eigentlich bereits festgestellt wurde.

 

„Eine nicht erkannte ansteckende Krankheit stellt für das Praxispersonal ein gesundheitliches Risiko dar, da unter Umständen besondere Schutzmaßnahmen nicht ergriffen wurden. Diese Gefahr ließe sich durch einen verbesserten Informationsfluss zwischen den behandelnden Einrichtungen vermeiden“, erklärt Prof. Dr. med. Siegfried Jedamzik, Geschäftsführer der Bayerischen TelemedAllianz, der das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege umsetzt.

 

Um die Ärzteschaft bei der Flüchtlingsversorgung zu unterstützen, hat die Bayerische TelemedAllianz zusammen mit der CGM Deutschland AG - die neben der zentralen Akte das professionelle Arztinformationssystem CGM ALBIS zur Verfügung stellt - und den in den Unterbringungen für Asylsuchende tätigen Ärzten ein Konzept zum Datenaustausch entwickelt und eingeführt. Weiterhin im Projekt involviert ist neben dem Ärztenetz GO IN, dem Ärztlichen Kreisverband Ingolstadt-Eichstätt, dem Klinikum Ingolstadt, dem Betreiber der Unterkünfte für Asylbewerber PulsM GmbH und dem Gesundheitsamt Ingolstadt insbesondere auch die Regierung von Oberbayern.

 

Mit diesem Projekt besteht die Möglichkeit, den Informationsfluss der medizinischen Untersuchungen sowie der Folgeuntersuchungen hin zu den behandelnden Vertragsärzten in der Region und darüber hinaus zu sichern. Die Vorgehensweise ist dabei „einfach und unbürokratisch“, so Matthias Leu von der CGM Deutschland AG. „Für jeden Asylbewerber wird eine eigene elektronische Asylakte angelegt. Die vom Gesundheitspersonal in den Flüchtlingseinrichtungen ermittelten Untersuchungsergebnisse sowie die zugehörigen Behandlungsschritte werden über ein Arztinformationssystem in der elektronischen Asylakte dokumentiert. Bei Anlegen einer neuen Asylakte wird automatisch ein Zugangscode generiert und zum Ausdruck bereitgestellt.“ Die Einsicht in die medizinischen Daten des Patienten ist dabei unabhängig vom jeweils genutzten Arztinformationssystem des Arztes und daher keine „Insellösung“. Gleichzeitig werden durch Sicherheitsmaßnahmen alle Auflagen des Datenschutzes befolgt. Das Projekt in Ingolstadt soll als Vorbild dienen und im späteren Verlauf in anderen Regionen eingeführt werden.

 

Quelle: Bayerische TelemedAllianz