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MedTech |

Radiologen machen Druck bei strukturierter Befundung

© Kadmy

 

Inhaltliche Struktur verbessert digitale Befunde. Doch an der Umsetzung im RIS hapert es oft noch. Jetzt erhöhen die Radiologen den Druck.


Die Zeiten, in denen sich die Kliniker mit radiologischen Prosabefunden zufrieden gegeben hätten, gingen dem Ende zu, betonte PD. Dr. Thorsten Persigehl vom Universitätsklinikum Köln beim KIS-RIS-PACS und 18. DICOM-Treffen. Zunehmend werde ein transparentes und quantitatives Befundmonitoring eingefordert, würden statt deskriptiver Befunde standardisierte Klassifikationen und Responsekriterien benötigt und präzise Informationen zur Umsetzung leitliniengerechter Therapien erwartet.


Transplantationsrichtlinie macht strukturierte Befunde zur Pflicht
Durch eine strukturierte, an Templates orientierte Befundung ließen sich die Erwartungen der Kliniker an die Befunde deutlich zuverlässiger erfüllen, so Persigehl. Er berichtete beispielhaft über eine Studie zur MRT-Untersuchung beim Rektumkarzinom, die zeigte, dass vor Einführung eines Templates nur 38% der Befunde von den Klinkern als ausreichend oder gut und keiner als optimal angesehen wurden. Dies sei in Zeiten, in denen anatomische Detailinformationen für Darmkrebszentren Qualitätsmerkmale für eine Zertifizierung geworden sind, nicht akzeptabel.


Auch die Aufsichtsbehörden forderten strukturierte Befunde immer stärker ein, betonte Dr. Daniel Pinto dos Santos, Universitätsklinikum Mainz. Das gehe hin bis zu Gesetzen: „Die neue Richtlinie zum Transplantationsgesetz verlangt beispielsweise vom Radiologen einen strukturierten Befund.“ All diese Entwicklungen haben die Deutsche Röntgen-Gesellschaft dazu bewogen, dem Thema unter anderem mit ihrer Initiative Strukturierte Befundung einen wesentlich höheren Stellenwert als bisher einzuräumen.


Zahlungsbereitschaft vorhanden?
Doch wie sieht es mit der Umsetzung strukturierter Templates in den radiologischen IT-Systemen aus? Bei einer abschließenden Herstellerdiskussionsrunde wurde deutlich, dass die Unternehmen die Notwendigkeit erkennen, hier aktiver zu werden, allerdings teilweise noch in den Anfängen stehen. So betonte Mark Rawanschad von Cerner, dass das Unternehmen in Kooperation mit Siemens Investitionen tätige, um voranzukommen. „Diese Arbeit ist noch nicht fertig, und es ist eine große Herausforderung“, sagte Gerhard Kohl von Siemens. Nicht zuletzt gehe es darum, den Befunder so zu unterstützen, dass bereits existierende Informationen automatisch eingefügt würden.


Über konkrete Erfahrungen mit bereits im RIS umgesetzten Templates konnte Jens Riedel von i-Solutions Health berichten. So seien Templates für die strukturierte Befundung von Prostata- und Mammakarzinomen von einigen Kunden mittlerweile live geschaltet. Weitere sollen folgen. Unterstützt werden speziell die onkologischen Befunder dabei unter anderem durch eine Kooperation von i-Solutions Health mit Mint Medical, einem Spezialisten für geführte Bildanalyse und Therapiebeurteilung. Riedel erinnerte allerdings auch daran, dass ohne eine gewisse Nachfrage und Zahlungsbereitschaft auf Seite der Kunden die IT-Hersteller nicht so viel Fahrt aufnehmen können, wie sie vielleicht wollten: „Da sind wir noch nicht, wo wir hin sollten.“

 

Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM