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Vernetzung |

Österreich: Gesundheitsinitiative „Digital Healthcare" vorgestellt

Die Gastergeber und eHealth-Experten (vlnr): Direktor Werner Bogendorfer (VAEB), DI Marco Schweitzer (UMIT), Univ.-Doz. DI Dr. Günter Schreier (AIT), OA Univ.-Prof. Dr. Gerhard Pölzl (Tirol Kliniken), DI Helmut Leopold (AIT), Univ.-Prof. DI Dr. Werner Leodolter (KAGes), Prof. DI Kurt Völkl (VAEB), Landesrat Steiermark Mag. Christopher Drexler, Landesrat Tirol Univ.-Prof. DI Dr. Bernhard Tilg; Foto: Maria Noisternig

Die Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau (VAEB) stellte heute gemeinsam mit dem Land Tirol und dem Land Steiermark sowie dem AIT Austrian Institute of Technology im Rahmen der Alpbacher Gesundheitsgespräche die neue Gesundheitsinitiative „Digital Healthcare“ vor. In ausgewählten Regionen der Steiermark und in Tirol sollen in naher Zukunft neue Versorgungs- und Disease Management Programme ausgerollt werden, um PatientInnen mit chronischen Krankheiten wie beispielsweise Diabetes und Herzinsuffizienz eine optimale Betreuung und Therapie zu ermöglichen.


Eine zentrale Herausforderung der Zukunft liegt in der Bereitstellung effizienter Versorgungsstrukturen für die Bewältigung der Zunahme von PatientInnen mit chronischen Krankheiten. Das Land Tirol, das Land Steiermark und die VAEB als Krankenversicherungsträger sind bestrebt, die integrierte Gesundheitsversorgung auf Basis digitaler Telegesundheitsdienste auszubauen und die Versorgungsqualität der PatientInnen durch Anwendung von modernster Technologie im Bereich der Telemedizin entscheidend zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund präsentierten die Landesräte Univ.-Prof. DI Dr. Bernhard Tilg und Mag. Christopher Drexler gemeinsam mit Prof. DI Kurt Völkl (Generaldirektor der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau – VAEB) und DI Helmut Leopold (Head of Digital Safety & Security Department, AIT Austrian Institute of Technology) im Rahmen der Alpbacher Gesundheitsgespräche die neue gemeinsame Gesundheitsinitiative „Digital Healthcare“ zur Ausweitung von digitalen Gesundheitsdiensten in ausgewählten Regionen in Tirol und in der Steiermark.


Die großen Krankenhaus-Trägergesellschaften - Tirol Kliniken GmbH und die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m. b. H (KAGes) - arbeiten gemeinsam mit den Partnern in den Ländern am Aufbau der Infrastruktur und der Organisation für spezifische Disease Management Programme mit aktiver Integration der Patienten. Sie übernehmen dabei die Provider-Rolle für Telegesundheitsdienste im regionalen Setting. Niedergelasse Ärzte werden in ihrer Rolle als primär betreuende Ärzte und Case-Manager operativ eingebunden und sind zur Teilnahme eingeladen.


Telegesundheitsdienste setzen auf die bestehende ELGA Infrastruktur auf und bringen damit zusätzlichen Nutzen insbesondere für Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Herzinsuffizienz. Die Umsetzung erfolgt auf Basis identifizierter Versorgungsnotwendigkeiten entsprechend der regionalen Gegebenheiten und Strukturen.


Das gemeinsame Ziel ist der Aufbau neuer Versorgungs- und Disease Management Programme in ausgewählten Regionen der Steiermark und in Tirol. Mit modernsten Informations- und Kommunikationstechnologien wird die sektorenübergreifende Zusammenarbeit aller beteiligten Personen im Sinne der Integrierten Versorgung von Herzinsu¬ffizienz- oder Diabetes Patientinnen und Patienten unterstützt.


Internationale eHealth-Vorreiterschaft
Steiermark und Tirol sowie die VAEB sind Vorreiter in der Anwendung von Telegesundheitsdiensten. Auf Basis einer speziellen telemedizinischen Technologieplattform, die am AIT entwickelt wurde, existieren seit über 5 Jahren erfolgreich laufende Pilotprojekte in beiden Bundesländern. So läuft beispielsweise im Gesundheitszentrum der VAEB in Breitenstein das Telemedizin-Projekt „Gesundheitsdialog Diabetes“, an dem heute über 600 PatientInnen teilnehmen. Auch in Krankenhäusern der Tirol Kliniken wird die AIT-Technologie für die Therapie und Betreuung von PatientInnen mit Herzinsuffizienz eingesetzt. Die Erfahrungen aus diesen Projekten sollen nun gebündelt und gemeinsame zukünftigen Aktivitäten geplant werden.


Landesrat Univ. Prof. DI Dr. Bernhard Tilg (Tiroler Landesregierung):
„In den kommenden Jahren werden eHealth-Anwendungen, die in eine vernetzte Versorgungslandschaft eingebettet sind, nahezu alle Bereiche des Gesundheits- und Pflegesystems betreffen und durch die Erfassung, Speicherung, Verarbeitung und sichere Übermittlung an berechtigte Personen wesentlich dazu beitragen, dass Effizienz und Effektivität von Therapien gesteigert werden können. Die Einführung der elektronischen Gesundheitsakte ELGA in Österreich ermöglicht zum Beispiel allen Patientinnen und Patienten einen gesicherten orts- und zeitunabhängigen Zugang zu den eigenen Gesundheitsdaten. Die dabei entstehenden IT-Infrastrukturen bilden die Basis für zukünftige personen- beziehungsweise patientenzentrierte eHealth-Anwendungen die in den Ländern Tirol und der Steiermark sowie mit der VAEB als bundesweiter Krankenversicherungsträger auch bundesweit aufgebaut werden.“


Landesrat Mag. Christopher Drexler (Steiermärkische Landesregierung):
„Das gemeinsame Ziel der Bundesländer Tirol und Steiermark und der VAEB ist der Aufbau neuer Versorgungs- und Disease Management Programme in ausgewählten Regionen der Steiermark und in Tirol. In enger Kooperation mit den Krankenversicherungen der Länder und der VAEB als überregionalen Träger sollen für die betroffenen Patientinnen und Patienten Strukturen geschaffen werden, die eine aktive Mitwirkung ermöglichen. Mit modernsten Informations- und Kommunikationstechnologien wird die sektorenübergreifende Zusammenarbeit aller beteiligten Personen im Sinne der Integrierten Versorgung von Herzinsu¬ffizienz- oder Diabetes Patientinnen und Patienten unterstützt.“


Tirol Kliniken GmbH
Ao Univ.-Prof. OA Dr. Gerhard Pölzl (Universitätsklinik für Innere Medizin III, Tirol Kliniken, Medizinischer Leiter des Versorgungsnetzwerkes HerzMobil Tirol):

„Herzschwäche-Patientinnen und -Patienten  stellen eine besondere Herausforderung für das Gesundheitssystem dar. Die Zahl steigt stetig an – und nach einem stationären Aufenthalt wegen Herzinsuffizienz beträgt die Wiederaufnahmequote nach sechs Monaten derzeit 50 Prozent. Eine Vielzahl internationaler Studien und auch die aktuellen Therapieleitlinien der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft empfehlen den Einsatz von Disease Management Programmen zur multidisziplinärer Versorgung dieser Patientengruppe zur Reduktion der Wiederaufnahmerate und Mortalität. Aktuell werden im Pilotprojekt „HerzMobil Tirol“ in Tirol 50 Patientinnen und Patienten telemedizinisch versorgt. Mit einfach zu bedienenden Messgeräten werden täglich die Vitaldaten erfasst und über die HerzMobil Tirol-App an das zentrale Datenservice übermittelt. Im Versorgungsnetzwerk übernehmen besonders ausgebildete Herzinsuffizienz-Schwestern in enger Abstimmung mit den Ärzten die unmittelbare Betreuung und direkte Kommunikation mit den Patienten. Bei Überschreitung bestimmter Grenzwerte (z.B. Körpergewicht, Blutdruck), können die behandelnden Ärztinnen und Ärzte rasch reagieren und zeitnah die Therapie anpassen.“


Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau (VAEB)
Prof. DI Kurt Völkl, (Generaldirektor der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau VAEB):

„Bei einer chronischen Erkrankung wie dem Diabetes mellitus müssen auch die inneren Potenziale gestärkt werden, um das Leben lebenswert zu gestalten. Die Technik hilft den Patientinnen und Patienten dabei, in einem ständigen Dialog mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten zu bleiben – gemäß dem Leitsatz: „Move the information, not the patient“. Die Informations- und Kommunikationstechnologie, zu der auch das elektronische Diabetikertagebuch gehört, spielt dabei eine wesentliche Rolle.“


Direktor Werner Bogendorfer (Geschäftsbereich Gesundheit und Innovationen, VAEB):

„Der Gesundheitsdialog Diabetes ist ein modernes Instrument, das den Umgang und die Behandlung von Patientinnen und Patienten maßgeblich unterstützt. Diabetiker benötigen permanent Therapie. Und Diabetiker agieren dabei als ihr eigener Therapeut. Der durch die Krankheit verursachte Leidensdruck steigert die Eigenverantwortung der Patientinnen und Patienten.  Die Wahrscheinlichkeit von Folgeerkrankungen soll durch ein erfolgreiches Gesundheitsmonitoring in Form eines elektronischen Gesundheitsdialoges verringert werden. Ähnlich wie bei HerzMobil Tirol werden Vitaldaten der Patientinnen und Patienten über einfach handzuhabende Mobilgeräte an eine Monitoringzentrale übermittelt. Durch die  Speicherung der Daten entfällt das Führen eines schriftlichen Diabetikertagebuches, die gesicherten Daten werden jederzeit für den Arzt des Vertrauens einsehbar (und nachvollziehbar). Der Datentransfer erfolgt automatisiert und ist technisch einfach zu bedienen. In dem Programm werden somit Patientendaten, Untersuchungsdaten und die laufenden Messdaten erfasst. Die Daten werden statistisch und grafisch aufbereitet, sodass eine kontinuierliche Optimierung der Therapie durch den behandelnden Arzt über ein wöchentliches Feedback erfolgen kann. Transparente Kontrolle, effiziente / orts- und zeitunabhängige Betreuung und qualitätsgesicherte Daten sind die Erfolgsfaktoren für eine optimale Betreuung bei Diabetikern. Derzeit nehmen rund 600 Patientinnen und Patienten am Gesundheitsdialog Diabetes der VAEB teil.“


Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft KAGes
Univ.-Prof. DI Dr. Werner Leodolter (KAGes-Management / Leiter Informations- und Prozessmanagement):

„Die KAGes engagiert sich seit vielen Jahren in Abstimmung mit den Kollegen der Tirol Kliniken um die IT-Vernetzung der Krankenan¬stalten und unterstützt innovative medizinische IT-Konzepte zur Verbesserung der Versorgungsprozesse. Durch steigende Digitalisierung und Vernetzung können sektorenüber¬greifende Kommunikation und Informationsaustausch nachhaltig verbessert werden. Die Verringerung von Krankenhausaufenthalten, die Sicher-stellung einer Nachbetreuung und die Reduktion von Wiederaufnahmen sind die Herausforderungen, an denen gemeinsam gearbeitet wird. Die optimale Versorgung kranker Menschen benötigt eine ganzheitliche Sichtweise im Gesundheitswesen, die alle Aspekte der Patientenbehand¬lung über die verschiedenen Sektoren hinweg berücksichtigt.“


AIT Telemonitoring Systeme international führend

Das AIT besitzt heute bei der Entwicklung von medizinischen Telemonitoring-Systemen einen internationalen Ruf. Die Lösungen werden in enger Kooperation mit Partnern aus dem Gesundheitswesen sowie mit den führenden medizinischen und technischen Universitäten für die Therapieunterstützung von Patienten mit chronischen Erkrankungen entwickelt.


DI Helmut Leopold, (Head of Department Digital Safety & Security, AIT Austrian Institute of Technology):
“Vor allem im Medizinbereich gilt es unterschiedlichste Anforderungen in den technischen Lösungen im Vorhinein zu berücksichtigen. Sicherheit der Daten, einfachste Handhabung, höchste Zuverlässigkeit und größte Flexibilität für die Benutzer sind grundlegende Anforderungen für moderne digitale Anwendungen im Medizinbereich. Das AIT hat in diesem Bereich eine hohe Kompetenz entwickelt und sich national und international als führende Forschungseinrichtung positioniert. AIT hat sich im eHealth-Bereich auf die Entwicklung modernster medizinischer Telehealth Lösungen spezialisiert. Die Herausforderung hierbei liegt vor allem beim richtigen Einsatz dieser neuen Technologien – zur Unterstützung der Patientinnen und Patienten sowie deren betreuenden Personen innerhalb eines definierten Behandlungspfades. Mit unseren Lösungen setzen wir heute nicht nur für das Österreichische Gesundheitswesen sondern auch international einen neuen Maßstab im Therapiemanagement von Patienten mit chronischer Krankheiten.“


Univ.-Doz. DI Dr. Günter Schreier (Senior Scientist & Thematic Coordinator, AIT Austrian Institute of Technology):
“Voraussetzung für eine präventionsorientierte Medizin sind eine realistische Risikoeinschät-zung sowie eine Verlaufsprognose der Erkrankung beziehungsweise der Wirksamkeit der Therapie auf patientenindividueller Basis. Zentrale Her¬ausforderung für die Wissenschaft ist derzeit, Modelle und Algorithmen für genauere Vorhersagen zu entwickeln, um die komplexe Realität von Patientinnen und Patienten bestmöglich abzubilden. Dazu müssen auch weitere Datenquellen erschlossen werden. „Predictive Modelling” ist ein wichtiges Werkzeug für eine personalisierte Gesundheits¬versorgung der Zukunft.“

 

Quelle: AIT