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Vernetzung |

Neue „CoachPTBS“-App für traumatisierte Bundeswehrsoldaten

Die wissenschaftlichen Mitarbeiter Dipl.-Psych. Patrick Lorenz und B.A. Catherine Bott sowie Oberärztin Dr. Julia Schellong (Mitte) zeigen die unterschiedlichen Darstellungen der App auf verschiedenen Endgeräten sowie eine gedruckte Variante. Foto: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus

Uniklinikum Dresden und Deutsche Bundeswehr entwickeln Smartphone-App „CoachPTBS“ zur Unterstützung bei posttraumatischen Belastungsstörungen.

 

Um Soldaten nach belastenden Einsätzen bestmöglich zu unterstützen, hat die Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden gemeinsam mit der Universität der Bundeswehr München und dem Bundeswehrkrankenhaus Berlin eine Smartphone-App entwickelt. Die Software „CoachPTBS – Wegweiser bei psychischen Einsatzfolgestörungen“ soll Betroffenen und ihren Angehörigen die Hilfesuche erleichtern. In den Kategorien „Informieren“, „Symptome bearbeiten“, „Selbsteinschätzung“, „Stimmungslogbuch“ und „Unterstützung finden“ können sich die Betroffenen umfangreich über das Krankheitsbild informieren und den eigenen Gesundheitszustand überprüfen. Die von Dr. Julia Schellong, Leitende Oberärztin der Traumaambulanz am Uniklinikum Dresden, und ihrem Team entwickelte Software ist ab sofort kostenfrei im Apple App-Store und Googles Playstore zum Download erhältlich.

 

„Seit dem Afghanistan-Einsatz sind posttraumatische Belastungsstörungen auch in der Deutschen Bundeswehr ein wichtiges Thema. Dennoch sind sich Soldaten nach Auslandseinsätzen nicht immer sicher, ob sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten“, weiß Dr. Julia Schellong. „Um diese Hemmschwelle zu senken, haben wir in Kooperation mit dem Bundeswehrkrankenhaus Berlin und der Universität der Bundeswehr München die „CoachPTBS“-App entwickelt.“ Neben einem umfangreichen Angebot, das Wege in die medizinische Behandlung aufzeigt und Informationen über die Erkrankung bereithält, bietet die Software auch die Möglichkeit zur Selbsteinschätzung und über eine Symptomauswahl lassen sich direkt in der App erste Maßnahmen zur Behandlung ergreifen. „Leidet der Patient etwa an Schlafstörungen, Nachhallerinnerungen oder Ängsten kann ihm die Applikation mit Entspannungsübungen erste Hilfen anbieten, um das persönliche Belastungslevel zu senken. Dieses Vorgehen ersetzt zwar nicht die Behandlung durch einen Arzt oder Psychologen, doch es kann Betroffene aktiv bei der Bewältigung einer Traumatisierung unterstützen“, so Julia Schellong.

 

Als Vorbild diente den Dresdner Medizinern die App „PTSD Coach“, die bereits in den USA und Australien erfolgreich eingesetzt wird. Basierend auf den Erfahrungen der internationalen Kollegen entwickelten die Mediziner der Psychotraumatologie am Uniklinikum Dresden von April 2015 bis Juli 2016 ein deutschsprachiges Äquivalent mit Anpassungen an den hiesigen Kulturraum und einigen Erweiterungen. Prof. Kerstin Weidner, Direktorin der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik, verspricht sich von der neuentwickelten Software ähnliche Erfolge wie in den USA: „Wir gehen nach wie vor von einer hohen Dunkelziffer an PTBS-Betroffenen aus und hoffen, dass wir mit dem mobilen Angebot Einsatzrückkehrer dabei unterstützen, die Behandlung ihrer Traumatisierung aktiv anzugehen.“ Am 5. Juli 2016 wurde sie im Rahmen des Forums „Gemeinsam für die Menschen in unserer Bundeswehr“ feierlich im Bundesministerium der Verteidigung unter Anwesenheit der Ministerin, Dr. Ursula von der Leyen, vorgestellt.

 

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus