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Freier Datenzugang, bessere Medizin?

Nach dem EU-SUSTAINS-Projekt berichtet jetzt auch das US-Pendant OpenNotes über positive Effekte radikal offener Patientenakten. Die Sache könnte auch in Deutschland zum Thema werden.

 

Dass Patienten grundsätzlich ein Recht auf Einsicht in ihre (analogen wie digitalen) Patientenakten haben, ist unstrittig. In Deutschland hat das Patientenrechtegesetz dieses Anrecht noch einmal verschriftlich, es existierte aber vorher auch schon. Eine andere Frage ist, ob Patienten einen lesenden Vollzugriff auf sämtliche sie betreffenden Akten haben sollten oder nicht.

 

E-HEALTH-COM hat mehrfach über das wegweisende europäische SUSTAINS-Projekt berichtet, in dessen Rahmen in der schwedischen Region Uppsala für Patienten einen Online-Zugriff auf die komplette Primärdokumentation geschaffen worden war. Die schwedischen Erfahrungen waren extrem gut, die initiale Skepsis der Ärzte allerdings auch nicht unerheblich.

 

OpenNotes: Patienten fühlen sich einbezogen

In den USA hat ein an der Harvard Medical School in Boston angesiedelte OpenNotes Projekt ähnliche Erfahrungen gemacht. In einem Vorher-Nachher-Design wurden unter der Leitung des mittlerweile an der Universität Witten-Herdecke arbeitenden Professor Tobias Esch 576 Patienten, die von ihren Allgemeinmedizinern vollen elektronischen Zugriff auf die Primärdokumentation erhalten hatten, interviewt.

 

Die jetzt publizierten qualitativen Daten beziehen sich auf die Jahre 2010/2011. Die quantitativen Ergebnisse der Studie waren bereits im Jahr 2012 publiziert worden. In der qualitativen Auswertung zeigte sich in der Gesamtschau, dass sich die Arzt-Patienten-Beziehung nicht etwa verschlechterte, sondern verbesserte. Die Patienten berichteten unter anderem, dass sie medizinische Informationen nach Öffnung der Akten besser verstünden, dass sie besser bei der Behandlung am Ball blieben und dass sie sich stärker einbezogen fühlten.

 

Von einem Projekt zu einer Bewegung

Mittlerweile hat sich das damals begonnene Projekt deutlich ausgeweitet, wie Esch anlässlich der aktuellen Publikation mitteilte: „Mittlerweile sind schon rund acht Millionen Patienten dabei.“ Esch betonte, dass Patienten mit Aktenzugriff sich stärker als aktiven Teil der Behandlung wahrnehmen: „Patienten, die sich eingebunden fühlen, erzielen in der Regel auch bessere Therapieerfolge.“

 

Möglicherweise erlebt der Open Notes-Ansatz bald sogar seine Premiere in Deutschland. Wie bei der Netzkonferenz der Agentur Deutscher Arztnetze bekannt wurde, will das Managed Care-Unternehmen OptiMedis sich mit einem Open Notes-IT-Projekt für Fördermittel aus dem Innovationsfonds bewerben. Im Kern gehe es dabei nicht um die technische Lösung, sondern um einen Kulturwandel in der Gesundheitsversorgung, sagte Oliver Groene von der OptiMedis AG.

http://bmjopen.bmj.com/content/6/1/e010034.full

 

Redaktion E-HEALTH-COM