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Medizin |

Forschungsprojekt KOPHIS: Einsatzmöglichkeiten der Telemedizin im Katastrophenfall

© Christian Schwier

Am 01. Februar 2016 startete das Forschungsprojekt KOPHIS. Ziel des Projektes ist es, die zivile Sicherheit von Pflege- und Hilfsbedürftigen im Krisen- und Katastrophenfall zu erhöhen. Das Zentrum für Telemedizin (ZTM) Bad Kissingen ist an diesem Forschungsprojekt beteiligt und untersucht die Einsatzmöglichkeiten der Telemedizin im Katastrophenfall. Gefördert wird das Verbundprojekt KOPHIS vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Die aufbauend auf den wissenschaftlichen Analysen erarbeiteten Maßnahmen sollen unter Leitung des Deutschen Roten Kreuzes am Beispiel einer Modellregion in NRW praktisch erprobt und getestet werden. Die Projektlaufzeit beträgt 3 Jahre. Die Ergebnisse, Konzepte und Lösungen werden dahingehend ausgewertet, dass sich daraus Empfehlungen für die Anwendung andernorts ableiten lassen.

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: „Ende Februar, früher Dienstagabend. Temperaturen deutlich unter Null, es schneit seit mehreren Tagen. Die extreme Wetterlage hält sich stabil. Um die zentralen Verkehrswege freizuhalten, sind die Räumfahrzeuge der Stadt rund um die Uhr unterwegs. Gegen 22:00 Uhr bricht die Stromversorgung zusammen. Strommasten sind unter dem Gewicht des Schnees umgeknickt. Ein Bezirk am Stadtrand ist aufgrund des Dauerschnees inzwischen von der Außenwelt abgeschnitten. Dort wohnen vornehmlich Familien und ältere Menschen. Die Kräfte der Hilfsorganisationen und Feuerwehren sind die ganze Nacht im Einsatz, um eine Evakuierung vorzubereiten. Sie rufen weiteres Betreuungspersonal in den Einsatz, haben jedoch keine Informationen über hilfe- und pflegebedürftige Personen im Stadtteil. Die Suche beginnt.“


Bedingt durch die demographische Entwicklung nimmt die Anzahl der pflege- und hilfsbedürftigen Personen in unserer Gesellschaft stetig zu. Derzeit leben in Deutschland 1,76 Millionen pflegebedürftige Menschen zu Hause. Für 2030 prognostiziert die Bertelsmann Stiftung eine Zunahme der Pflegebedürftigen, die zu Hause versorgt werden auf 1,4 Mio. Personen (+35,7%), die ohne professionelle Hilfe auskommen und auf 853.000 Personen (+54,2%), die mit Unterstützung von ambulanten Diensten gepflegt werden. Ihre Versorgung in Krisen- und Notfällen stellt die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) vor große Herausforderungen.


Ein zentrales Register über hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Privathaushalten existiert nicht. Angesichts datenschutzrechtlicher Bedenken erscheint ein solches auch nicht realistisch. Behörden, Hilfs- und Pflegeorganisationen können daher im Krisen- und Katastrophenfall nicht auf systematische Informationen darüber zurückgreifen, wo sich hilfe- und pflegebedürftige Menschen befinden und welcher spezifischen Hilfe sie bedürfen.


Hier setzt das Forschungsprojekt KOPHIS an, indem die bislang weitgehend separat voneinander existierenden Felder des Katastrophenschutzes und der häuslichen Pflege in allen Phasen des sog. Disaster Mangement Cycle miteinander verzahnt werden. Dadurch können bestehende Risiken reduziert und Katastrophen besser bewältigt werden; konkrete und praxistaugliche Konzepte ermöglichen im Fall einer Katastrophe zielgerichtete Maßnahmen sowie eine schnelle Rückkehr in den Alltag.


Das ZTM ist bei diesem Forschungsprojekt mit der telemedizinischen Unterstützung im Falle einer Katastrophenlage betraut. Als ideeller Trägerverein verfügt das ZTM über ein weitreichendes Netzwerk entlang einer ganzheitlichen medizinischen und präventiven Versorgungskette und vereint dadurch zahlreiche Vertreter unter einem Dach (Ärzte, Einrichtungen der medizinischen Akut- und Rehabilitationsversorgung, Unternehmen im Bereich der Medizintechnik, Kostenträger, u.v.m.).

Neben dem ZTM sind das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Katastrophenforschungsstelle (KFS) der Freien Universität Berlin, das Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart und das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Eberhard-Karls-Universität Tübingen an dem Projekt beteiligt. Projektträger ist die VDI Technologiezentrum GmbH.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.kophis.de und im Zentrum für Telemedizin (ZTM) Bad Kissingen, E-Mail: info(at)ztm-badkissingen.de.


Quelle: Zentrum für Telemedizin (ZTM) Bad Kissingen