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Medizin |

Fernabfrage verlängert nicht Überleben

Zwei Großstudien zur Fernabfrage kardiologischer Implantate finden keinen klinischen Nutzen dieser Technologie. Das ändert aber nichts an der Sinnhaftigkeit von Fernabfragen.


Nicht zuletzt die deutsche IN-TIME-Studie hatte vor drei Jahren die Hoffnung geschürt, dass die Fernabfragen kardiologischer Implantate mehr als nur logistische Vorteile bieten. In der IN-TIME-Studie, an der 664 Patienten teilgenommen hatten, war die Sterblichkeit in der Fernabfragegruppe signifikant geringer gewesen als bei konventioneller Nachsorge durch Besuch des Rhythmologen alle 3 bis 6 Monate.


REM-HF-Studie legt Mortalitätssenkung vorerst ad acta
Die IN-TIME-Studie war allerdings für eine definitive Beurteilung der Sterblichkeit als alleinigem Endpunkt nicht groß genug. Die Sterblichkeit war hier nur Teilkomponente eines kombinierten Endpunkts, der auch Krankenhauseinweisungen und Lebensqualität umfasste. Die beiden bei der Jahrestagung der europäischen Kardiologen vorgestellten Studien REM-HF und MORE-CARE waren demgegenüber groß genug. Insbesondere REM-HF mit über 1600 Teilnehmern rammt einen Pflock in die Studienlandschaft rund um die Fernabfrage, um den künftig niemand mehr herumkommen wird.


Hauptergebnis von REM-HF ist, dass die Fernabfrage – umgesetzt als einmal wöchentliche Übermittlung von Device-Funktions- und EKG-Daten an den betreuenden Kardiologen, weder zu einer geringeren Sterblichkeit noch zu weniger Krankenhauseinweisungen führt als die konventionelle Nachsorge mit Vor-Ort-Besuchen der Patienten alle 3 bis 6 Monate. Die englischen Studienleiter vertreten vor diesem Hintergrund die Auffassung, dass die Fernabfrage nicht in die Routineversorgung übernommen werden sollte.


Vorteile für Patienten und Ärzte bleiben bestehen
Damit schießen sie allerdings über das Ziel hinaus. Die Mortalitätssenkung in der IN-TIME-Studie kam damals überraschend. Die wichtigsten Argumente für eine Fernabfrage kardiologischer Implantate waren bis zu diesem Zeitpunkt andere gewesen: Die Fernabfrage erspart Patienten, deren Implantate tun, was sie sollen, unnötige Arztbesuche. Und sie verringert den Aufwand für den betreuenden Rhythmologen erheblich, weil eine Fernabfrage viel weniger Zeit beansprucht als ein Patientenbesuch in der Sprechstunde.


Beides gilt nach wie vor uneingeschränkt. Die wegen Rekrutierungsproblemen vorzeitig bei 900 Patienten abgebrochene MORE-CARE-Studie liefert hierzu zumindest ein paar Daten. So war die Inanspruchnahme von Gesundheitssystemleistungen in der Fernabfragegruppe um annähernd 40 Prozent geringer, verursacht fast ausschließlich durch weniger ambulante Nachsorgebesuche. Das sparte unter den Bedingungen des italienischen Gesundheitswesens 30 Euro über zwei Jahre, plus 145 Euro Reisekosten für den Patienten.


Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM