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Health-IT |

Deutsche Übersetzung von RadLex kommt

© Photographee.eu

 

Die deutschen Radiologen bekommen ihre eigene Sprache. Ende 2017 soll die finale Übersetzung der kostenfreien RadLex-Ontologie vorliegen. Das wird semantische IT-Anwendungen in der Radiologie erleichtern.


RadLex ist eine US-amerikanische Ontologie, mit der die US-Fachgesellschaft für Radiologie (RSNA) im Jahr 2005 an den Start gegangen ist. Es handelt sich um eine Art Wörterbuch der Radiologie, das in der derzeitigen dritten Version über 46000 Konzepte und über 74000 Terme umfasst. RadLex ist also deutlich kleiner als zum Beispiel SNOMED, und es ist fokussiert auf die Radiologie. Wie SNOMED enthält es aber im Sinne einer echten Ontologie auch Abhängigkeiten und Relationen der Begriffe untereinander. RadLex ist also nicht nur ein Lexikon, sondern codiertes Wissen.


„Wir haben lange diskutiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass eine deutsche Übersetzung von RadLex Sinn macht“, betonte Professor Thomas Hackländer vom Helios-Klinikum Wuppertal. Im Frühjahr haben die RSNA und die Deutsche Röntgen-Gesellschaft (DRG) daher einen Vertrag unterschrieben, der die Übersetzung von RadLex durch die Arbeitsgemeinschaften der DRG unter Federführung der AG IT regelt. „Das Ziel ist, die Rohübersetzung bis Ende 2016 fertig zu haben und der RSNA zum Jahreskongress 2017 die qualitätsgesicherte Version zu übergeben“, so Hackländer beim KIS-RIS-PACS und 18. DICOM-Treffen in Schloss Waldthausen bei Mainz.


Nutzung ohne Lizenzgebühren
Die Verantwortlichkeit für die deutsche RadLex-Version wird dauerhaft bei der DRG liegen. Wie bei der amerikanischen Version wird auch bei der deutschen Version jegliche nicht-kommerzielle und auch kommerzielle Nutzung ohne Lizenzgebühren gestattet. Unter anderem darin unterscheidet sich RadLex von anderen Ontologien.


Hackländer sieht eine Reihe von Anwendungsbereichen für die RadLex Ontologie. Allein wenn es der deutschen Radiologie dadurch gelänge, in Befundberichten die gleichen Begriffe für die gleichen Dinge zu verwenden, sei das schon viel wert. Auch eine Unterstützung des Radiologen bei der Erstellung von Befundberichten wird möglich, etwa indem bereits in die Spracherkennung diktierte Texte in Echtzeit ausgewertet bzw. überprüft werden.


Am meisten Nutzen verspricht sich der Radiologe von RadLex aber bei der Kodierung von Befundberichten. Unter anderem werde das Data Mining in Befundberichten stark vereinfacht, was sowohl die lokale wissenschaftliche Forschung als auch die Durchführung großer Kohortenstudien erleichtere. Und schließlich schaffe RadLex auch die Voraussetzung für eine automatische Übertragung von Befundberichten in andere Sprachen.

 

Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM