E-HEALTH-COM ist das unabhängige Fachmagazin für Gesundheitstelematik, vernetzte Medizintechnik , Telemedizin und Health-IT für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Mehr

Für das ePaper anmelden

Geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich an der Website anzumelden

Anmelden

Passwort vergessen?

Forschung |

Big Data: Vage Versprechungen

Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie hat Big Data bei ihrer Jahrestagung zu einem Top-Thema gemacht. Überzeugen konnten die Gastredner aber nicht.


Dass die deutschen Internisten digitalmedizinische Anwendungen nicht ernst nehmen, kann ihnen niemand mehr vorwerfen. Nach der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin hat jetzt auch die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) die IT-gestützte Medizin zu einem Schwerpunkt der Jahrestagung gemacht. Als stark wissenschaftlich ausgerichtete Fachgesellschaft setzte man nicht nur die Telemedizin, sondern auch die digitale Analytik auf die Agenda.


Da hätte schon was draus werden können, zumal zwei Leute als Referenten gewonnen werden konnten, von denen einiges erwartet werden durfte. Professor Dr. Erwin Böttinger ist der mit BMBF-Fördermitteln aus den USA geholte neue Vorstandsvorsitzenden des auf Precision Medicine und Genomik und damit auch auf Big Data-Analytik getrimmten Berlin Institute of Health. Und Dr. Dominic King, ehemals Chirurg, ist seit Anfang 2016 Senior Clinican Scientist bei Google DeepMind Health, einem Spinoff jenes Unternehmens, dessen Künstliche-Intelligenz-Technologie den Weltmeister im Go-Spiel geschlagen hat.


Große Namen, inhaltlich schwach
Leider wurden beide den Erwartungen nicht gerecht und leisteten dem Big Data-Ansatz damit einen Bärendienst. Böttinger, der in den nächsten Jahren Fördermittel in dreistelliger Millionenhöhe verteilen kann, konnte letztlich nicht nachvollziehbar sagen, wofür das Geld eingesetzt wird und insbesondere wie eine klinische Disziplin wie die Nephrologie davon profitiert. Der Unmut der Zuhörer darüber war im Raum förmlich greifbar.


Dominik King schlug sich etwa besser, war auch besser als Böttinger auf das Thema Nierenerkrankungen vorbereitet. Doch auch sein konkretes Beispiel – die Datenanalytik zur Prävention des akuten Nierenversagens – war inhaltlich schwach. Von künstlicher Intelligenz war gar nicht die Rede, das Zusammenführen von Labordaten zu einer übergreifenden Liste und mithin etwas, das viele Standardinformationssysteme heutzutage auch hinbekommen, wurde als große analytische Leistung verkauft. So etwas reicht nicht, um gestandene Kliniker zu überzeugen.


Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM